Wissenswertes

Was sind Freimaurer wirklich?

Freimaurer damals und heute

Was sind Freimaurer wirklich? Für Interessenten ist dies sicherlich eine berechtigte Frage. In diesem Artikel möchten wir Ihnen die Antwort darauf geben.

Freimaurer waren in den frühen Zeiten neben den operativen Maurern Männer, die sich um ihren Lebensunterhalt keine Sorgen zu machen brauchten. Diese Situation ist schon lange Geschichte, denn heute sind Männer aus allen Berufen und Schichten, mit allen möglichen Hobbys und familiären Hintergründen Mitglieder in den Logen. Diese Männer sind mit allen Problemen des täglichen Lebens konfrontiert und wissen mehr oder weniger, damit umzugehen. In den heutigen Logen kommen Männer zusammen, die so heterogen und unterschiedlich zusammengesetzt sind, wie man es sich nur vorstellen kann.

Verein der Ungleichgesinnten

Die Verschiedenheit schafft den Hintergrund für interessante und vielfältige Gespräche. Durch die Verschiedenheit sitzt man mit Brüdern am Tisch, denen ganz andere Themen wichtig sind. Auf einmal unterhält man sich mit einem Gegenüber über ein Thema, das bis dahin völlig uninteressant erschien. Da geht plötzlich eine Tür in eine andere Welt auf. Und wenn wir unsere Gedanken zum Thema des Abends nebeneinanderlegen, wobei wir das Wort „Diskussion“ bewusst vermeiden, weil es zu sehr die Konfrontation betont, kommen Aspekte nach vorn, auf die der Einzelne im Leben niemals selber gekommen wäre. Das schafft eine Bereicherung des Horizonts, die nur in diesem Verein der Ungleichgesinnten entstehen kann.

Was bietet die Loge?

Die Loge schafft eine besondere Atmosphäre. Durch die Gewissheit, dass ich in der Loge sagen kann, was ich möchte, ohne die draußen übliche Vorsicht walten lassen zu müssen, kann ich „ich“ sein. Ich muss mich nicht verstellen. Natürlich ist das mit einem Risiko behaftet. Wenn ich mich nicht verstelle, bin ich verletzlich. Dafür ist in Jahren des brüderlichen Miteinanders ein Vertrauen gewachsen, welches dieses Risiko minimiert. Diese sichere Situation lässt eine Atmosphäre der Vertrautheit entstehen, in der ich gerne „meine Batterien auflade“. Mit diesen aufgeladenen Batterien kann ich dann wieder bis zum nächsten Treffen zurück in den Alltag.

Keine Freiheit ohne Verantwortung

Die Freiheit, in der Loge grundsätzlich alles sagen zu können, verlangt etwas, das man mit Zurückhaltung oder Anstand beschreiben kann. Niemals würde ich die Würde meines Gegenübers oder die eines anderen Menschen verletzen. Die Freiheit alles sagen zu können, ist mit der Verantwortung eng verbunden, die Menschlichkeit und den Respekt dem Anderen gegenüber niemals zu vergessen.

Der freimaurerische Toleranzbegriff

Dazu gehört ebenso, die wohlerwogene Meinung des anderen erst einmal zu akzeptieren. So, wie ich akzeptiert werden möchte, wie ich bin, mit allen Stärken, Schwächen und Eigenheiten, so möchte auch jeder andere Mensch angenommen werden. Ich muss damit nicht übereinstimmen, aber solange die Meinung meines Bruders keine Gesetze oder ethischen Maßstäbe überschreitet, kann ich sie tolerieren. Toleranz im freimaurerischen Umfeld meint aber nicht bloßes Dulden, das wäre echt zu kurz gesprungen. Wenn ich mein Gegenüber verstehen möchte, und dazu hält uns der freimaurerische Toleranzbegriff an, kann ich ihn ja fragen, wie er zu dieser Meinung gekommen ist. Vielleicht erscheint mir seine Meinung danach nicht mehr ganz so unverständlich.

Was sind das nun für Menschen, die im Wochenrhythmus oder alle 14 Tage zusammenkommen, um „ihre Batterien aufzuladen“? Was sind Freimaurer wirklich?

Wer kann Freimaurer werden?

Wer heute Freimaurer werden möchte, stößt früher oder später auf die Bedingung, dass er ein „freier Mann von gutem Ruf“ sein müsste. Für alle Freimaurer ist in den „Alten Pflichten“ festgelegt, wer in eine Loge aufgenommen werden kann. Das folgende Zitat ist 300 Jahre alt und spiegelt die damalige Auffassung:

„Die als Mitglieder einer Loge aufgenommenen Personen müssen gute und aufrichtige Männer sein, von freier Geburt, in reifem und gesetztem Alter, keine Leibeigenen, keine Frauen, keine sittenlosen und übel beleumdeten Menschen, sondern nur solche von gutem Ruf.“

Diese Definition aus dem 18 Jahrhundert gilt es nun ins 21. Jahrhundert zu übersetzen.

Lügner und Betrüger können wir in unserm Bund nicht gebrauchen. Es ist leicht zu verstehen, dass mit solchen Menschen kein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann. Gerne möchte ich mich darauf verlassen können, dass ein Bruder das, was ich ihm anvertraut habe, für sich behält. Meine Sorgen und Nöte, für die er mir ein offenes Ohr geschenkt hat, möchte ich nicht am nächsten Tag in der Zeitung lesen. Da ist sie wieder, meine Verletzlichkeit. Von meinem Bruder erwarte ich, dass er diese Verletzlichkeit genauso wie ich vor Schaden bewahren möchte.

Brüderlichkeit

Unser Ideal der Brüderlichkeit leitet sich aus der Erfahrung einer Familie und der Gemeinschaft mit leiblichen Brüdern her, mit denen man zusammen aufgewachsen ist. Die lange Zeit, in der man die Brüder kennengelernt hat, formt ein sehr stabiles Fundament der Verbundenheit. Ihre Eigenheiten sind genauso vertraut wie die Sicherheit, sich immer vollkommen auf sie verlassen zu können. Die Liebe unter Brüdern kann nichts erschüttern. So sehr und so oft sie sich auch die Meinung sagen, das Fundament der Liebe bleibt.

Diese Brüderlichkeit möchte man auch in der Loge wiederfinden. Das stellt hohe Anforderungen zuerst an die eigene Person, aber auch an diejenigen, die Brüder in einer Loge werden wollen. Wir wollen in der Loge ein genauso stabiles emotionales Fundament bauen, auf der brüderliche Liebe von solcher Verlässlichkeit wachsen kann, dass sie die Ehrlichkeit, mit der wir uns die Wahrheit sagen, aushalten kann. Erst dann sind wir gute und aufrichtige Männer.

Die Freiheit selber zu denken

Das mit der freien Geburt ist heutzutage kein Problem mehr, da keiner mehr als Leibeigener geboren wird. Aber die Freiheit kann ich auch als die Fähigkeit zum selbständigen Denken auslegen. Da wird es schon schwieriger. Wir sind heute vielen Einflüssen ausgesetzt und können nicht alles überprüfen und hinterfragen. Doch kann ich mich bemühen, über das ein oder andere noch einmal selber nachzudenken. Aber wer grundsätzlich die Mühe scheut, eine Meinung zu hinterfragen, wer keinen Zweifel an vorgegebenen Ansichten verspürt, wer gedankenlos und ungeprüft dem Denken anderer folgt, wird es in einer Loge schwer haben.

Spätestens wenn er gefragt wird: „Warum? Wie kommst Du zu dieser Meinung?“, wird er seine Ansichten begründen wollen. Wenn er das nicht kann, oder nur mit Phrasen antwortet, wird er mit seiner eigenen Gedankenlosigkeit konfrontiert werden. Das ist dann entweder der Zeitpunkt, mit dem „selber Denken“ zu beginnen, oder er erkennt, dass es Freiheit ohne Verantwortung nicht gibt und zieht daraus seine Konsequenzen diesen Ort, an dem man sich der Mühsal aussetzt, selber zu denken, zu verlassen, weil er zu dieser Arbeit nicht bereit ist.

Für mich ist diese Freiheit nichts, auf dem ich mich ausruhen könnte. Freiheit ist kein Zustand, den wir erreicht haben und an dem wir uns nun zurücklehnen könnten, um ihn in Ruhe zu betrachten. Nein. Freiheit ist permanente Arbeit, die niemals aufhört. Das „selber Denken“ ist niemals beendet. So begriffen, kann ich verstehen, wenn es Menschen gibt die sagen, dass sie diese Ansicht nicht teilen möchten, weil es zu viel Arbeit ist. Für diese Menschen ist die Freimaurerei nicht das richtige.

In welchem Alter wird man Freimaurer

Die Frage des reifen und gesetzten Alters ist relativ und in den Menschen unterschiedlich festgelegt. Mancher hat schon in jungen Jahren eine große Erfahrung und eine Weitsicht, die andere erst später im Leben erreichen. Daher ist das richtige Alter für das Eintreten in eine Loge nur individuell festzulegen. Es kann vorkommen, dass ein Sohn eines Freimaurers, dadurch, dass er schon früh mit den Idealen der Freimaurerei in Kontakt kommt, vergleichsweise früh anklopft, um zugelassen zu werden. Andere haben nach Ausbildung und Berufseinstieg andere Prioritäten.

Neben der Karriereplanung ist die Familienplanung zu bedenken. Das dauert. Und viele geben diesen beiden Punkten im Leben so viel Zeit, dass für andere Aktivitäten wenig Zeit bleibt. Das ist auch gut so. Diese Menschen kommen erst später auf die Frage, ob es im Leben noch etwas anderes gibt, was zu verfolgen sich lohnen könnte. Dann ist es immer noch Zeit, zu überprüfen, ob die Freimaurerei zu ihrem Leben passt.

Stärken und Schwächen – die Konfrontation mit dem eigenen Ich

Ein Grund, warum Freimaurerei nicht zu jedem Leben passt ist die Konfrontation mit dem eigenen Ich. Wenn wir versuchen, uns selber zu erkennen, dann stoßen wir früher oder später auch auf eigene Unzulänglichkeiten. In jeder Person gibt es Stärken und Schwächen. Die Stärken zu akzeptieren ist einfach, weil sie regelmäßig positiv besetzt sind. Bei den Schwächen ist das schwieriger, denn sie sind negativ besetzt. Sich eigene Schwächen einzugestehen und zu anzunehmen ist keine leichte Übung und findet deshalb bei manchen Menschen ganz einfach nicht statt.

Für diese Menschen ist die Freimaurerei nicht der richtige Weg. Freimaurerei lebt u.a. davon, dass der Freimaurer eine Möglichkeit sieht, sich selber, d.h. einen guten Mann besser machen zu können. Dass muss nicht unbedingt dahin gehen, dass ich mich unermüdlich darum kümmere, meine Defizite auszumerzen und meine Schwächen zu stärken. Fürs Erste kann es ausreichen, zu erkennen, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen hat, und dass das gemeinsame Bemühen zusammen mit den Stärken der anderen, die Schwächen jedes einzelnen ausgleicht.

Wer Frieden dabei findet, die eigenen Schwächen anzunehmen, hat einen großen Schritt dahin gemacht, wirklich „Mensch“ zu sein. Denn die Konfrontation mit dem eigenen Ich auszuhalten kostet Kraft und Mut. Das ist nichts, was man so nebenbei bewältigt. Und das nimmt auch Zeit in Anspruch. Das erledige ich nicht zu einem Zeitpunkt, sondern das benötigt einen Zeitraum. Die wenigsten schaffen das alleine. Die Loge mit ihrer brüderlichen Verschwiegenheit bietet dazu den idealen Raum. Hier kann es gelingen, auf dem Weg zum eigenen Ich einen großen Schritt voran zu kommen.

Frauenlogen und Männerlogen

Die Frage um die Zulassung der Frau in die männliche Freimaurerei ist so alt wie die Freimaurerei selber. Schon früh kam die Forderung, Frauen aufzunehmen, da diese genauso gut Freimaurer sein könnten wie Männer. Das ist auch so. Aber daraus abzuleiten, dass alle Logen grundsätzlich auch gemischte Logen sein müssten, ist nicht notwendig. Warum sollten Frauen und Männer alles immer zusammen tun müssen? Geben wir uns gegenseitig die Freiheit auch nach Geschlechtern getrennte Vereine besuchen zu dürfen.

Das Verhalten der Personen verändert sich je nachdem, ob nur das eigene Geschlecht anwesend ist oder auch das andere. Es gibt eine Anziehungskraft zwischen Männern und Frauen, die grundsätzlich zu begrüßen ist. Aber manchmal möchte man diese außer Kraft setzen, um sich auf anderes zu konzentrieren. Dieses andere kann auch die Freimaurerei als reine Männerveranstaltung sein.

So hat auch diese Männer-Freimaurerei ihre Berechtigung. Jetzt hängt es von der eigenen Persönlichkeit ab, ob ich die Freimaurerei lieber in eine getrenntgeschlechtlichen oder einer gemischtgeschlechtlichen Loge ausüben möchte. Schön, dass es heute alle Möglichkeiten gibt.

Freimaurerei ist keine Therapie

Wer in der Freimaurerei gar keinen Platz hat, sind politische oder religiöse Fanatiker. Sie sind zu oft thematisch eingeengt und mit einem missionarischen Eifer unterwegs. Sowohl gegen Kritik als auch gegen Veränderung sind sie empfindlich. Ein Gespräch auf Augenhöhe und ein Gedankenaustausch, der grundsätzlich auch die abweichende andere Meinung respektiert, können dort nicht zustande kommen.

Genauso wenig sind Narzissten, Machiavellisten, und Psychopathen geeignet, in einer Loge Mitglied zu werden. Eine zu große Ich-Bezogenheit widerspricht dem Gedanken der Brüderlichkeit. Ein Machtmensch wird den Respekt dem anderen gegenüber vermissen lassen. Charakterzüge, die oft in Leitungsfunktionen von Firmen führen, können in der vertrauten Atmosphäre einer Loge, in der man sich auf den Bruder verlassen möchte, schnell als störend empfunden werden.

Freimaurerei strebt den fünf Idealen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Menschenliebe nach. Dazu gehört Respekt vor der Würde des anderen, eine gewisse Offenheit für andere Meinungen und Einstellungen sowie eine charakterlich gefestigte Persönlichkeit. Eine einseitige Orientierung oder gar eine Krankheit, die die Persönlichkeit betrifft, ist fehl am Platze.

Wer diesen Idealen nicht nachstrebt, oder nicht die erforderlichen charakterlichen Eigenschaften mitbringt, wird entweder zu der Loge nichts beitragen können, oder von den Gesprächen der Loge keinen Gewinn mitnehmen können. Es ist diese Win-Win-Situation, die mit diesen Menschen nicht zu erreichen ist. Freimaurerei kann keine Therapie bieten. Dazu fehlen den meisten die Bildung und der Hintergrund wie auch die praktische Fähigkeit. Das kann eine Loge nicht leisten und das ist auch nicht die Aufgabe und Zielrichtung der Freimaurerei.

Fazit: Was sind Freimaurer wirklich – Das Ziel der Freimaurerei auf den Punkt gebracht!

Freimaurer hängen der idealisierten Idee an, dass wir diese Welt etwas besser gestalten können. Diese Verbesserung beginnt bei uns selber. Sie kann nur bei uns selber beginnen. Ich kann nicht hingehen und versuchen, meinen Mitmenschen zu ändern. Das wird nicht gelingen. Ich kann nur bei mir selber beginnen. Wenn ich es schaffe, mich selber ein wenig zu verbessern, dann kann dies eine positive Auswirkung auf mein persönliches Umfeld haben.

Die Freimaurerei strebt auch keine großen Umwälzungen an. Möglich sind nur diese kleinen Dinge, die immer mit Veränderungen bei uns selber anfangen. Um diese kleinen Veränderungen zu bewirken, muss ich die Konfrontation mit mir selber aushalten. Erst wenn ich erkannt habe, wer ich wirklich bin, kann ich anfangen, mich selber in ganz kleinen Schritten zu verbessern. Und wenn ich Glück habe, kann ich damit die Welt ein wenig besser machen.

Die Bilder aus diesem Artikel wurden vom bekannten deutschen Freimaurer-Künstler Jens Rusch erstellt.

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